„Wenn Du kein ehrliches Interesse an Deinen Mitarbeitern hast, dann werden sie Dir niemals folgen!“

Christoph Jacob, ehemals Mitglied der Dormakaba Konzernleitung

International erfahrener C-Level Unternehmenslenker von Technologie- und Sicherheitstechnikunternehmen, Experte für nachhaltiges und profitables Wachstum

Was lieben Sie an ihrem Job?

Was mich an meinem Job am meisten motiviert, ist zu sehen, wie sich Mitarbeiter in meinem Führungsteam auf Basis Ihrer Stärken entwickeln und sie dadurch erfolgreicher werden. Ihr Potential wird dadurch maximal gefördert und genutzt. Ich stelle viele Fragen z.B. „Wo möchtest du als Person hin? Was sind Deine Stärken? Was machst Du besser als andere? Wie und was kannst Du dazu beitragen, dass wir als Unternehmen unsere Ziele schnell erreichen? Und was brauchst Du noch dafür, damit Du optimal und fokussiert arbeiten kannst?

Ich schaffe für meine Mitarbeiter optimale Rahmenbedingungen, so dass sie Ihre Leistung bringen wollen und können. Unter dem Motto: „Schneller, besser, einfacher“ vereinbaren wir gemeinsame Ziele. Es geht darum, Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen und sie auch wissen zu lassen, dass sie sich immer auf mich verlassen können. Sie wissen, dass ich für sie jederzeit erreichbar bin und sie unterstütze.

Dazu gehört es auch Verantwortung abzugeben, damit meine ich den Mitarbeitern zu zeigen, dass ich ihnen vertraue und sie fördere eigenverantwortliche Aufgaben wahrzunehmen und diese zeitnah umzusetzen.

Ich liebe meinen Job und genieße es mein Know-how und meine Praxiserfahrung an meine Mitarbeiter und Führungskräfte weiterzugeben, damit sie noch erfolgreicher werden.

Eine klar vereinbarte Wertebasis hilft mir hier bei der Orientierung. Für mich persönlich sind die folgenden Werte wie Kundenbegeisterung, Neugier, Mut, Toleranz, Zuverlässigkeit und Hartnäckigkeit diejenigen, die zu Vertrauen und Respekt führen. Vertrauen und Respekt sind die Basis jeder erfolgreichen Zusammenarbeit und Beziehung.

Wenn wir uns im Führungsteam auf gemeinsame Werte verständigt haben und diese dann mit den Mitarbeitern als verbindende Werte miteinander vereinbaren, dann heißt das, dass wir alle diese Werte aktiv vorleben. Diese Werte sind das, was uns miteinander verbindet. Wir als Personen haben alle verschiedene Ausbildungen, mannigfache Lebenserfahrungen und sind verschiedenen kulturellen Einflüssen ausgesetzt. Die vereinbarten Werte sind die Basis unserer Zusammenarbeit, dienen als Orientierung und werden von mir als Vorbildfunktionen aktiv vorgelebt.

Und das alles sorgt für sensationell gute Ergebnisse, die mich beflügeln. Ich bin überaus glücklich, wenn mich Mitarbeiter und Führungskräfte anrufen und mir mit Freude berichten, dass wir Aufträge gewonnen haben, dass wir wichtige Ziele oder Teilziele vorzeitig erreicht haben, dass wir spüren, wie unsere eingeschlagene Wettbewerbsstrategie jeden Tag etwas mehr umgesetzt wird, wenn ich ein Feedback von Kunden bekomme, die mir erklären, dass wir im Team unschlagbar sind und wenn ich sehe mit welchem hohen Engagement meine Führungskräfte ihre Arbeit lieben und leisten.

Was ist der beste Rat den Sie zum Thema Führung bekamen?

Als ich vor mehr als 20 Jahren meine erste Führungsaufgabe übernommen hatte, war ich sehr überrascht und gleichzeitig enttäuscht, dass meine Mitarbeiter mir nicht folgten. Sie hatten kein Interesse daran darüber nachzudenken, was ich zu sagen hatte und wo das Unternehmen letztendlich hinsollte, interessierte auch nur die Wenigsten. Jeder hatte seine eigene Agenda.

Als ich mich eines Abends bei meiner Frau über meine Mitarbeiter beschwerte, bekam ich von ihr den folgenden Rat zum Thema Führung: „Du Christoph, wenn Du Dich nicht persönlich für Deine Mitarbeiter interessierst und wenn sie nicht merken, dass Du ein ehrliches Interesse an ihnen hast, dann werden sie Dir niemals folgen!“ Jeder Mitarbeiter entscheidet für sich selbst, ob er einer Führungskraft folgt oder nicht.

Dieser Rat meiner Frau hat bei mir fundamentale Veränderungsprozesse ausgelöst. Ich habe angefangen mich für meine Mitarbeiter zu interessieren und herauszufinden, wer sie wirklich sind. Ich habe viele Fragen gestellt, um zu verstehen und zu lernen, wer mit mir zusammenarbeitet.

Jeder Mensch ist anders und braucht eine individuelle Art der Führung. Dies gilt es herauszufinden.

Ich habe mir die Frage gestellt, wie ich das Potenzial meiner Mitarbeiter und Führungskräfte maximal entfalten kann? Unterstützung habe ich vom Unternehmen Gallup erhalten, die durch Forschung herausgefunden haben, dass Mitarbeiter optimal einsetzt sind, wenn Sie das tun was sie besonders gut können.

GALLUP: „Nur wenn Mitarbeiter gemäß ihren Stärken ausgewählt, eingesetzt und weiterentwickelt werden, können sie ihr ganzes Potenzial entfalten. Denn Menschen, die tun was sie am besten können, haben mehr Freude an ihrem Job und sind leistungsfähiger — mit positiven Folgen für das Unternehmen, ihrem Team und natürlich sich selbst.“

Ich sehe meine Aufgabe in erster Linie darin, meine Mitarbeiter zu erkennen und aktiv zu fördern, so dass sie Spaß an ihrer Arbeit haben, erfolgreich sind und sie eine eigene Perspektive entwickeln, wie sie durch ihre Leistung die Zukunft des Unternehmens aktiv mitgestalten können.

Schwächen zu verbessern ist viel zu aufwendig und bringt nur wenige Verbesserungen und nur noch durchschnittliche Erfolge.

Seit dem ich den Fokus darauf lege die individuellen Stärken weiter zu verbessern und die Mitarbeiter genau für das einzusetzen was sie am besten können, erziele ich bei meinen Mitarbeiten eine signifikant höhere emotionale und persönliche Bindung zum Team und zum Unternehmen. Und das ist das, was ich will: Loyale, hochengagierte Mitarbeiter als Leistungsträger des Unternehmens.

Was macht gute Führung für Sie aus?

Menschen zu führen ist etwas, das man an keiner Universität lernen kann. Die Kunst der Führung ist es, die Potentiale der Menschen zu erkennen, zu entwickeln und stärkenbasiert einzusetzen. Das ist gut für sie selbst, das Team, das Unternehmen und ermöglicht Erfolg. Man braucht ein ehrliches Interesse an Menschen, ihren Sorgen und Nöten und ihrer Persönlichkeit mit allen Stärken und Schwächen.

Eine gute Führungskraft tut was sie sagt. Hier halte ich es mit Alfred Herrhausen: „Wir müssen das, was wir denken auch sagen. Wir müssen das, was wir sagen auch tun. Und das was wir tun auch sein.“

Als Führungskraft bin ich Vorbild und muss genau das machen, was ich selbst von anderen fordere. Jeder schaut auf uns, jeder Mitarbeiter überprüft permanent ob das gesprochene Wort vom eigentlichen Handeln abweicht. Jede Unstimmigkeit führt zu Vertrauensverlust. Wenn ich vorlebe, was ich fordere, entsteht Vertrauen.

Da ich sehr authentisch bin, ist es meine Stärke dieses Vertrauen meiner Mitarbeiter, Kollegen und Kunden zu gewinnen und von Begegnung zu Begegnung weiter zu steigern. Sie prüfen mich natürlich und sind dabei sehr ausgefuchst und versuchen mich aufs Glatteis zu führen. Sie testen zum Beispiel, wie ich mit Fehlern umgehe, auch mit meinen Eigenen.

Auch ich mache nicht immer alles richtig. Ich gebe Fehler offen zu, damit meine Kollegen und Mitarbeiter diese nicht wiederholen. Was ich falsch mache, erkenne ich daran, dass meine Manager sich mir offen und transparent gegenüber äußern: „Das hättest Du besser machen können“ oder „das haben wir falsch gemacht“. Wir schaffen eine Unternehmenskultur, in der die Mitarbeiter aktiv helfen, dass wir Führungskräfte besser werden und sie den Mut besitzen, das zu sagen. Denn Mut zu haben darauf hinzuweisen und das Vertrauen zu haben, das wir es als wichtige, konstruktive Unterstützung sehen und es nur positive Konsequenzen haben kann.

Gute Führungskräfte sorgen für ihre Mitarbeiter mit der gleichen Fürsorge, wie sie es für eigene Familienmitglieder tun würden. Menschen brauchen Stabilität, Anerkennung, Hoffnung für eine gute Perspektive für die Zukunft, Mitgefühl für die persönliche Situation und natürlich Vertrauen und Respekt.

Gute Führung zeichnet sich auch durch Klarheit und der Übernahme von Verantwortung aus. Die folgenden Fragen helfen zu Orientierung. Wer bin ich? Was kann ich? Wo will ich hin? Bin ich mir im Klaren darüber, woran ich glaube und was meine Mission ist? Was sind meine Werte mit denen ich unterwegs bin? Was mache ich besser als Andere und wie kann ich meine Teams, meinem Unternehmen, meinem Chef, meinen Kunden durch mein Handeln produktiven Nutzen schaffen und sie durch mein Engagement noch erfolgreicher machen? Handeln ist wichtig! Setze Dir 4 bis maximal 5 Prioritäten und fokussiere Dich darauf diese Aufgaben aktiv umzusetzen. Auf dem Weg immer wieder Fragen stellen! Die richtigen Fragen sind wichtig, um die Zusammenhänge ganzheitlich besser einschätzen zu können. Liebe und genieße das, was Du machst. Sei offen dafür deine eigene Leistung selbstkritisch zu überprüfen. Wenn Du Fehler entdeckst, dann lerne daraus und mach es besser. Führung bedeutet die Zügel in die Hand zu nehmen und alle Aktivitäten und Handlungen auf das vereinbarte Ziel auszurichten.

Gute Führung achtet darauf, unterschiedliche Kompetenzen in den Führungsteams abzubilden. Dann kann man auch kontroverse Lösungen diskutieren und zu erstklassigen Ergebnissen kommen. Diese Diversifikation ermöglicht sehr spannende Diskussionen, die zu besseren Lösungen führen. Wenn nach den Workshops und Besprechungen alle von den Arbeitsergebnissen beeindruckt sind und ich selbst dazugelernt habe, bin ich zufrieden.

Zusammengefasst bedeutet gute Führung für mich aktiv und gezielt Hochleistungsteams aufzubauen, die Ihre Mitarbeiter wiederum zu hohem Engagement motivieren und inspirieren. Den Hebel, den engagierte Mitarbeiter in einem Unternehmen haben ist sensationell. Ich freue mich immer, wenn meine Führungskräfte und Mitarbeiter in KPIs messbar deutlich engagierter sind als in anderen Verantwortungsbereichen.

Gute Führung erzeugt erstklassige Resultate durch hochengagierte Mitarbeiter.

Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der überlegt Führungsverantwortung zu übernehmen?

Ich bin davon überzeugt, dass jede Person, die auch führen möchte es auch lernen kann, wie man gut führt. Alles fängt damit an, dass man sich selbst führt. Die Selbstführung ist die Basis für das Führen anderen Menschen. Auf der persönliche Ebene werden eigene Denkmuster überprüft, um in Situationen angemessen reagieren zu können. Es geht darum die eigenen Gefühle wahrzunehmen, einzuschätzen und zu verstehen. Das hilft mir, mich in andere Menschen hineinzuversetzen und stärkt die eigene Kommunikationsfähigkeit. Klarheit und eigene Souveränität sind das Ergebnis. Auf der berufliche Ebene trägt das Selbstmanagement dazu bei, dass die Zeit geplant und zielorientiert genutzt wird. Selbstbewusstes Handeln und der Umgang mit Konflikten helfen lösungsorientiert und konstruktiv mit der Situation umzugehen. Man lernt andere Personen einzuschätzen und unterstützt damit das eigene Durchsetzungsvermögen.

Keiner kommt um das Thema Führung herum. Führung ist überall, bei sich selbst, als Eltern in der Familie, im Freundeskreis und natürlich auch im Job. Der der aktiv führt, gestaltet sein Leben und nimmt es in die Hand. Mein Rat ist, starte bei Dir selbst und übernehme dann Verantwortung für andere.