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„Redet miteinander nicht übereinander“

Dr. Manfred Krieck, Technischer Prokurist und Geschäftsleiter der AWA Entsorgung GmbH sowie Geschäftsführer der AWA Service GmbH

Für den ausgewiesenen Experten der Entsorgungswirtschaft ist Müll nicht nur achtlos Fortgeworfenes, sondern viel mehr: ein Universum von Wertstoffen, die man „suchen“ und „finden“ muss – das ist die Kunst. Im Studium hat er seine Leidenschaft für das Thema entdeckt und ist parallel zu seiner eigenen Karriere der Wissenschaft und Lehre immer verbunden geblieben. Seit über 20 Jahren gibt er als Dozent für Recycling- und Abfallbehandlungstechnologien an der  RWTH Aaachen und an der Uni Stuttgart Studenten sein Wissen und Erfahrung in der Leitung von Abfallwirtschaftsunternehmen weiter.

Was lieben Sie an ihrem Job?

Ich mag das Unkonventionelle der Abfallbranche: flache Hierarchien, große Entscheidungs- und Gestaltungsspielräume, immer wieder neue Themen entwickeln zu können. Mir macht es dann Spaß, wenn nicht der Einsatz der Ellenbogen über Erfolg oder Misserfolg entscheidet, sondern der Blick über den Tellerrand und einfach sehr gute Arbeit.

Was macht gute Führung für Sie aus?

Das Wichtigste ist, dass man sich selbst nicht so wichtig nimmt. Man kann auch als Führungskraft nicht alles alleine bestimmen, man ist vielmehr nur mit einer starken Mannschaft erfolgreich. Als Führungskraft muss ich demnach darauf achten, dass Mitarbeiter ihren Teil der Verantwortung wahrnehmen, und dies gezielt zu fördern und fordern. Es wäre jedoch ein Fehler, deshalb selbst keine Verantwortung zu übernehmen, die muss immer sehr klar sein.

Da wir alle nicht perfekt sind, ist es wichtig Menschen so zu nehmen wie sie sind und sie dabei zu unterstützen, sich in das große Ganze integrieren zu können. Entscheidend ist hier, nicht den Fehler zu begehen, zuzulassen, dass die Mitarbeiter nur über andere reden. „Macht doch mal Schluss. Redet miteinander und nicht übereinander!“ Ich arbeite konsequent daran, meine Mitarbeiter zusammen zu bringen und zu ermöglichen, dass wir konstruktiv und zielführend Lösungen für die gemeinsame Sache finden.

Gute Führung erfordert immer aufrichtig und sachlich zu bleiben und sich nicht von Sympathien oder Antipathien leiten zu lassen.

Was war der beste Rat, den Sie in Sachen Führung jemals bekamen (und von wem)?

Ein Vorgesetzter sagte mal zu mir: „Du darfst Dir einen Fehler leisten, das zählt nicht. Wenn du jedoch den gleichen Fehler noch einmal machst und wir nicht klären, warum und wieso, dann machst du schon einen kleinen Fehler.  Aber wenn du zum 3. Mal den gleichen Fehler machst ohne ihn mit mir zu reflektieren, dann hast du nicht verstanden, was ich von dir erwarte.“ Das ist zu meinem Motto geworden. Fehler sind zulässig und demnach lasse ich sie zu. Jedoch nur einmal und dann erwarte ich von meinem Mitarbeiter, dass wir gemeinsam reflektieren, wie sie in Zukunft vermeidbar sind.

Vor vielen Jahren habe ich in der Zeit einen Artikel über den Bund katholischer Unternehmer gelesen „10 Gebote für alle Vorgesetzten“. Auch wenn ich mich nicht mehr an Details erinnere hat er mich inspiriert, meine Werte auch im Führungsalltag zu leben und konsequent danach zu handeln. Ich nehme Menschen so wie sie sind und begegne allen mit Respekt. Darüber hinaus versuche ich immer alle Leute so zu behandeln, wie ich mich selber behandeln würde. Dazu gehört dann auch fördern und fordern – eingebettet in einen respektvollen Rahmen.

Welchen Rat würden Sie jemanden geben, der überlegt Führungsverantwortung zu übernehmen?

Man sollte sich bewusst sein, dass man als Führungskraft Verantwortung für sich selbst und für andere trägt. Führung ist nicht nur vorne zu stehen und den Hut aufzuhaben, sondern vor allem auch Teamplayer zu sein. Man muss definitiv beides können. Gleichzeitig ist es wichtig, die Grenzen der Einwirkungsmöglichkeiten zu erkennen, Respekt vor der Leistung der Mitarbeiter zu haben und sie für meine Zukunftsentwürfe begeistern zu können. Führungsverantwortung zu übernehmen bedeutet auch lernen zu müssen, die Loyalitätspflicht gegenüber dem Unternehmen und sein Privatleben miteinander zu vereinbaren.